aber nicht mit uns (die Sache mit den Kreditkarten hat sich erledigt, es lag tatsächlich nur am Netz in Uyuni) oder etwa Chile – nein, die Höhenlage sinkt von jetzt an ständig. Wir starten früh morgens in Uyuni (Höhe: 3.670m) und fahren 10 Stunden (425 km) in wechselnden Höhenlagen (max. 4.300m) durch die tollsten Wüstenlandschaften. Es gibt riesige Hochebenen, sumpfige Flächen mit Vikunja Herden, sanfte Hügel und surreale Felslandschaften als wären sie von einem anderen Planeten. Alles umrahmt von den allgegenwärtigen Vulkankegeln. Zwei von denen rauchen sogar, sind also aktiv.
Unser Fahrer hat noch die Ralley „Dakar 2016“ im Kopf (weite Teile davon fanden in Bolivien, auch in Uyuni, statt). Er fährt jedenfalls in einem gnadenlosen Tempo den vollen Bus über Sand- und Schotterpisten. Der Bus schlingert oft bedenklich und ständig fallen irgendwelche Teile aus den oberen Gepäckablagen. Fotos machen geht da leider nicht. Erst die 2. Hälfte der Fahrt in Chile führt dann auch mal über asphaltierte Streckenabschnitte. An der Grenze zu Chile wird das Gepäck wieder gründlich von Hand kontrolliert. Sogar ein Drogenhund kommt zum Einsatz. Gut, dass wir unsere Koka-Blätter gegen die Höhenkrankheit schon vernichtet haben. Margit wird nur oberflächlich kontrolliert nachdem der Zollbeamte bemerkt hat, dass wir aus Deutschland sind. Jo umso gründlicher, weil er korrekterweise ein Paket Käse (Einfuhr verboten) deklariert hat. Das dürfen wir am Ende aber trotzdem mitnehmen.
Calama, eine Kleinstadt-Oase mitten im Norden der Atacama Wüste, liegt „nur“ noch auf 2.260m Höhe. Sie ist eine der trockensten Städte der Welt. Die Jahresniederschlagsmenge liegt bei 0mm – und das manchmal über mehrere Jahre. Es gibt so gut wie keine Touristen. Die fahren fast alle 100km weiter ins wesentlich bekanntere und touristisch voll erschlossene „San Pedro de Atacama“, ebenfalls eine Oase in der Wüste.
In Calama erwartet uns ein kleiner Kulturschock. Es gibt wieder anständige Häuser die alle bewohnt sind, jede Menge „richtige“ Autos, vernünftige Strassen und Bürgersteige. Die Autos halten an Stoppschildern, Ampeln und Zebrastreifen. Keiner drängelt oder hupt. Alles wirkt sauber und gepflegt. Das ist schon nahe an westlichen Standards. Chile kann sich das leisten weil es wegen seiner Rohstoffe zu den wohlhabenderen Ländern in Südamerika zählt. Dafür ist das Preisniveau hier natürlich auch deutlich höher. Nach dem Reinfall mit dem ersten Zimmer in Uyuni gönnen wir uns mal wieder ein echtes 3 Sterne Hotel für 51,-€/Nacht. Noch schnell die Grundnahrungsmittel Bier, Wein, Rum, Cola, Wasser, Käse, Cracker (in dieser Reihenfolge) gekauft und dann erstmal im Hotel (inkl. Pool) entspannt.
Trotz des höheren Lebensstandards in Chile, versucht man uns im Stadtzentrum vom Calama zu bestehlen. Jo wartet auf einer Bank vor einem Laden in dem Margit herumstöbert. Den Tagesrucksack mit einem Tragriemen um ein Bein gesichert damit den keiner im Vorbeigehen an sich reißen kann. Plötzlich wir er von hinten angesprochen. Ein Herr so um die 40 Jahre deutet auf ein paar Kleckser hinter ihm auf der Bank und nach oben. Er zieht auch gleich sein letztes Tempotuch aus einem Paket um die Bescherung abzuwischen und geht bedauernd weiter. Dann kommt unvermittelt ein junger Mann (das ist sein Komplize) der „zufällig“ eine ganze Rolle Toilettenpapier dabei hat. Der dreht und wendet Jo um die Kleckse an seinem Rücken weiter zu reinigen. Dabei versucht er den Rucksack in seine Hand zu bekommen. Jo hat aber die Gefahrenhinweise im Reiseführer gelesen und kennt den Trick. Er hält den Rucksack eisern fest und deckt auch das Portemonnaie in der Gesäßtasche ab. Die beiden geben auf und ziehen weiter. Später sieht man auf dem Hemd anhand des Spritzmusters, dass das kein Vogel gewesen sein kann. Die schei… nämlich nicht in Halbkreisen und flüssigen, karamelbraunen Vogelkot haben wir auch noch nicht gesehen.
Nun Böse Buben gibt es überall, auch in Deutschland. Man muss halt auf seine Sachen aufpassen.
Wir sind nach Calama gekommen, weil wir die Attraktionen im touristischen San Pedro de Atacama im Grunde alle schon gesehen haben (Berge, Wüsten, ein Salzsee usw.). Aber in Calama gibt es die größte Tagebau-Kupfermine der Welt: „Chuquicamata“. Und die kann man besichtigen! Dafür muss man sich vorher bei der staatlichen Bergbaugesellschaft „Codelco“ anmelden und wird kostenlos durch die Anlagen geführt. Leider sind wir etwas spät mit unserer Anmeldung und landen auf der Warteliste. Am Ende werden aber alle Leute auf der Warteliste mitgenommen. Die Führung ist etwas spartanisch, aber das Loch das sie da gegraben haben, ist gigantisch: 3×4 km und 1 km tief. Und auch die Ausdehnung der Aufbereitungsanlagen ist sehenswert. Allein diese Mine (es gibt noch mehr) trägt über 10% zum Staatshaushalt in Chile bei.
- Der Blick vom Hotelfenster geht bis zu den Bergen.
- Die Lady entspannt am Hotelpool. Man gönnt sich ja sonst nichts.
- Chuquicamata ist nicht nur der Name der Mine sondern auch der zugehörigen Stadt für die Arbeiter.
- Auf dem Weg dorthin – gewaltige Abraumhalden. Für 100.000 Tonnen Erz müssen bis zu 500.000 Tonnen Abraum bewegt werden.
- Die Stadt für die Arbeiter, direkt an der Mine, wurde 2008 geräumt.
- 25.000 Arbeiter und Angehörige wurden in die 12km entfernte Stadt Calama umgesiedelt. Heute arbeiten 12.000 Menschen in der Tagebaumine und 8.000 in der neuen Untertagemine. Der Tagebau wird aus Rentabilitätsgründen 2019 stillgelegt.
- Aus der Arbeiterstadt wurde eine Geisterstadt die langsam aber sicher von den Abraumhalden zugeschüttet wird.
- Trotzdem wird der Park in der Stadtmitte heute noch per künstlicher Bewässerung grün gehalten.
- Mit solchen Schaufelbaggern…
- und riesigen Muldenkippern…
- die bis zu 400 Tonnen laden können…
- wurde im Lauf von 100 Jahren ein gewaltiges Loch gegraben. Es ist nicht das gößte von Menschen geschaffene Loch der Welt (das liegt in Südafrika) aber der größte Kupfer-Tagebau der Welt.
- Über 1.000m tief. Am Grund des Loches werden seitwärts Untertagestollen zu ergiebigeren Erzlagern gegraben.
- Die Sicherheitsvorschriften sind sehr streng. Selbst im Tourbus muss man Helm, Warnweste und lange Ärmel tragen.
- Jo als „Ex-Industrieller“ ist begeistert, Margit nicht ganz so sehr.
- Größenvergleich. Die Räder der Kipper sind mehr als mannshoch. Anmerkung Margit: sehnsüchtig schauen alle Männer dem Kipper hinterher – Männerspielzeug.
- Endlich wieder Helm tragen. Fast wie in aktiven Zeiten.
Morgen geht es, wieder per Bus, weiter nach Argentinien.